Alle Jahre wieder zur Weihnachtszeit werden im Erzgebirge Engel, Bergmänner, Räuchermänner, Schwibbögen und Pyramiden aufgestellt. Größere Städte oder Dörfer stellten diese traditionellen Symbole öffentlich, meist um ein vielfaches vergrößert als das Original, auf. So steht in Olbernhau das „Olbernahuer Reiterlein“ und in Neuhausen/Erzgebirge der Nussknacker, jedoch keine Attraktion in Augustusburg.
Zum 1. Advent 1998 (29. November) spielte der Augustusburger Posaunenchor in Hohenfichte. Drei der Männer, Klaus Lange, Eckhard Müller und Dr. Matthias Moser, ärgerten sich, dass es in der Umgebung sehr viele weihnachtliche Veranstaltungen gibt, aber keine im heimatlichen Ort.
Nach einem ersten Aufruf fanden sich letztlich 7 Personen; dabei sollte etwas entstehen, was bisher noch keiner kannte, keiner gebaut hatte und zur Weihnachtszeit passt. Mehrere Entwürfe wurden unter Federführung von Petra Becker in ihrem Zeichenbüro erstellt - am Ende wurden 2 Pappmodelle angefertigt und am späteren Standort aufgestellt und begutachtet.
So setzte sich im Februar 1999 der dann auch so umgesetzte Entwurf mit dem als Burgberg dargestellten Schwibbogen mit darauf stehendem Schloss mit 4 Kerzen (stehend für die 4 Adventssonntage) durch. Am Ende entstand ein 5,50 Meter breiter und 4 Meter hoher Adventskalender mit 24 Fenstern und einem "Hauptfenster" für die Zeit vor dem ersten Dezember.
In einem wahren Geschwindmarathon fanden im Holzhof Flöha unter Leitung von Klaus Lange die Tischlerarbeiten bis zum Sommer 1999 unter großer Hilfe von Gerald Bräuer und Thomas Lantzsch statt. Insgesamt 6 Fenster wurden neben dem Hauptfenster beweglich gestaltet; die technische Umsetzung dafür lag in den Händen von Steffen Rein. Die Elektrik wird bis heute durch Eckhard Müller betreut. Für die nötige Sicherheit für die in den einzelnen Fenstern enthaltenen Figuren sorgte Thomas Lantzsch mit seiner Verglasung. Im Juni 1999 wurde quasi Richtfest gefeiert.
In einem durch Dr. Matthias Moser initiierten Spendenmarathon kamen in einer wahren Spendenbereitschaftswelle von insgesamt 176 Einzelspendern innerhalb von 4 Monaten 20.316,04 DM zusammen; zahlreiche regionale Baufirmen sponsorten Materialien. Für jedes Fenster gibt es darüber hinaus sogenannte Fensterpaten, die die Anschaffung im speziellen unterstützten.
Die Konzeption für die figürliche Bestückung der insgesamt 25 Figuren und Figurengruppen erstellte Brigitte Sieber, die gemeinsam mit ihrem Ehemann Werner Sieber auch deren Anschaffung koordinierte. Die Figuren sind in der überwiegenden Anzahl sonderproduzierte Unikate; einige Figuren wurden dem Standartsortiment der jeweiligen Hersteller entnommen. Sie sind ausnahmslos in unserer Erzgebirgsregion produziert.
So konnte am 1. Adventssonntag, dem 28. November 1999, 15:30 Uhr der Kalender an der Hohen Straße feierlich übergeben werden. Seit diesem Tag wird zum traditionell 10:00 Uhr stattfindenden Fensteröffnen täglich ein kleines Programm aufgeführt, gestaltet von Chören und Posaunenchören, Kindergruppen, Schulen und Kindergärten, Laien und Profis, aber auch von talentierten Einwohnern unserer Stadt. Besucher und Einwohner Augustusburgs würdigen dies mit zahlreicher Anwesenheit bei Wind und Wetter. Diese Tradition ist bis ins heutige Jahr lebendig und zeugt von der Liebe der Augustusburger zu ihrem Kalender.
close
Mitglieder und Helfer
Mitglieder
Dr. Matthias Moser • Vereinsvorsitzender
Klaus Lange • Stellvertreter
Brigitte Sieber • Kassenwart
Thomas Lantzsch • Revision
Thomas Lange
Matthias Lange
Gerd Israel
Gerald Müller
Eckhard Müller
Werner Sieber
Petra Becker
Helfer
Claus Thiel
Steffen Rein
Frank Hängekorb
Peter Schraft
Gerd Einbock
Steffen Heinrich
Martin Rein • Administrator
„Kulturbrigade“
Renate Golde Haase • Bearbeitung und Arrangement Adventskalenderlied
Rudolph Haase • Bearbeitung und Arrangement Adventskalenderlied
Harald Oertel • Adventskalenderlieddichter und -komponist
Nach getaner Tagarbeit versammelten sich die Bergleute sonntags in den Kirchen ihrer Heimatorte. Dabei trugen sie eine Festuniform und nicht selten spielten sie Instrumente. Dieser in unserer Zeit noch heute gelebten Traditionen kann man auf äußerst eindrucksvoller Art und Weise bei den zahlreichen traditionellen Bergparaden begegnen, die einen Besuch lohnen. Sie bilden den Höhepunkt der erzgebirgischen Weihnacht.
close
Engel
Der Engel ist eine der bekanntesten Figuren und steht als Symbol für den christlichen Glauben im Erzgebirge. Die Bergmänner hatten große Angst vor Unfällen unter Tage und suchten daher den Schutz und die Unterstützung im Glauben.
Zwischen Mitte des 19. Jahrhunderts und Anfang des 20. Jahrhunderts stellte man den Engel und eine weitere Figur, die hinter einem anderen Türchen steckt, mit Beleuchtung in die Fenster. Die Figuren beleuchteten in der Dunkelheit den Heimweg der Bergleute.
Noch heute ist es Tradition, dass die Mädchen zu ihrem ersten Weihnachtsfest einen Engel bekommen und mit dem Aufstellen im Fenster gezeigt wird, wie viele weibliche Personen in dem Haushalt wohnen.
close
Bergmann
Der Bergmann ist neben dem Engel ebenso eine der bekanntesten Figuren im Erzgebirge.
Das Erzgebirge wurde aufgrund seiner wertvollen Metallerze bekannt und immer mehr Bevölkerung setzte sich in der Region ab, um das Erz unter Tage abzutragen und nach über Tage zu befördern. Die Arbeiten unter der Erde waren schwer, und viele Unfälle ereigneten sich in regelmäßigen Abständen. Die Bergleute waren daher sehr an den christlichen Glauben gebunden.
Aufgrund der finanziellen Verhältnisse waren die Familien auf die Einkommen der Bergmänner angewiesen. Die Arbeitszeiten in der Weihnachts- und Winterzeit begannen vor dem Sonnenaufgang und endeten nach dem Sonnenuntergang. Unter Tage suchten die Bergmänner mit einer Lampe nach dem Erz und trugen diese mit einfachen Werkzeugen und schwerer körperlicher Arbeit ab und schleppten anschließend die gefundenen Schätze nach über Tage. Weil die Bergmänner immer für ihre Tätigkeiten Licht benötigten, halten Engel und Bergmann in ihren Händen Licht in Form von Kerzen oder Lampen und symbolisieren Glaube, Glück und Leben.
Noch heute ist es Tradition, dass die Jungen zu ihrem ersten Weihnachtsfest einen Bergmann bekommen und mit dem Aufstellen im Fenster gezeigt wird, wie viele männliche Personen in dem Haushalt wohnen.
close
Oma am Herd
In eisigen Wintertagen rund um die Weihnacht versammelten sich die Leute in den kleinen Stuben, deren Zentrum der Kochherd war. Man erzählte sich Geschichten, sang Lieder. Im Erzgebirge nennen wir das "Hutzen". Diese Tradition, eng beieinander zu sitzen und zu lauschen und zu erzählen hat sich auch in Augustusburg noch erhalten. Rund um die Weihnachtszeit wird zu Hutzenabenden eingeladen. Die am Herd stehende Oma verkörpert diese Tradition.
close
Opa am Ofen
An der »Uf'nbank« sitzen und dem Knistern des Feuers zu lauschen und sich am Kachelofen zu wärmen - auch in früherer Zeit ein schöner Brauch, mit Nachbarn und Freunden erzgebirgische Weisen zu singen, ein Pfeifchen zu rauchen und Sagen und Geschichten weiterzugeben. Machen wir es doch unseren Vorfahren nach und nehmen uns in der vorweihnachtlichen Adventszeit Zeit für Ruhe und Besinnlichkeit und unseren Nächsten!
close
Schlosswächter
Die Idee zur figürlichen Umsetzung des Schlosswächters geht auf den damaligen Schlossdirektor des Augustusburger Schlosses, Werner Sieber und den Kleinhartmannnsdorfer Schnitzer, Johannes Martin im Jahre 1976 zurück. Wenngleich ein Schlosswächter auf der Augustusburg historisch nicht dokumentiert ist, ist es wohl vorstellbar, dass die Kurfürsten bei ihren Jagt- und Lustorgien unter sich sein wollten und deshalb das Schloss und die Umgebung gut bewachen ließen. Der Schlosswächter war zu DDR-Zeiten ein sehr beliebtes und gefragtes Souvenir, wenngleich seine Herstellung damals sehr stark abhängig war vom gerade verfügbaren Vorrat an diversen Hölzern und oft an der Kapazität und Möglichkeit des durch Siebdruck auf dem Schild aufgebrachten Augustusburger Wappens scheiterte.
Mit seiner beweglichen Lanze trotzt nun unser Augustusburger Schlosswächter jeder Gefahr.
close
Nikolaus
Nikolaus war im 4. Jahrhundert nach Christi Bischof von Myra (heute in der Türkei). Er wurde während der Christenverfolgung 310 n. Chr. in Gefangenschaft genommen und gefoltert. Sein Vermögen teilte er an die Armen auf.
Um den heiligen Nikolaus gibt es viele Geschichten, Legenden und Mythen. Jedoch können sie nicht historisch bewiesen werden.
Heute ist zum 6. Dezember der Namenstag von Nikolaus.
close
Waldarbeiter
Bedingt durch den starken Waldreichtum des Erzgebirges, aber auch der vor allem auf dem Erzgebirgskamm vorzufindenden rauen klimatischen Bedingungen mit langen kalten Wintern gibt es eine lange Tradition der Köhlerei und Meilerei im Erzgebirge. Der hier dargestellte bewegliche Holzhacker soll die schwere körperliche Arbeit der Waldarbeiter figürlich darstellen.